Anna-Sophia in Perth

Meine 6 Monate als Teilzeit-Schwester

Mit 5 Brüdern in der Familie habe ich mir schon immer eine Schwester gewünscht. Am liebsten eine kleine, zum Zöpfe flechten und mit Puppen spielen. Vor 8 Monaten ist dieser Wunsch für mich in Erfüllung gegangen. Zumindest für 6 Monate. Damals begann für mich meine Au Pair Zeit in Perth, bei welcher mir nicht nur bestätigt wurde, dass zum Au Pair sein weitaus mehr als Zöpfe flechten und mit Puppen spielen gehört, sondern in welcher ich für 3 kleine australische Mädchen zur Teilzeit großen Schwester geworden bin. Bei meinen Gastkindern handelte es sich nicht ausschließlich um leibliche Kinder meiner Gasteltern. Anfangs passte ich auf ein 5-jähriges Pflegekind und ein 6-jähriges leibliches Kind auf. Später kam ein weiteres Pflegekind im Alter von 10 Jahren dazu. Der Fakt, dass unter meinen Gastkindern 2 Pflegekinder waren, wurde für mich einerseits zur Herausforderung, da Pflegekinder durch ihre Vorgeschichte Verhaltensweisen aufweisen, die für mich noch ungewohnt waren und sie dadurch auch eine speziellen Umgang benötigen. Andererseits hat es mich sehr um Erfahrungen bereichert und ich hatte die wunderbare Aufgabe ihnen zusammen mit meinen Gasteltern ein Stück Zuhause zu geben. Meine Aufgaben als Au Pair waren zum Einen die Kleinen früh für die Schule fertig zu machen und sie zu dieser zu fahren. Während sie in der Schule waren, habe ich das Haus saubergemacht. Dies beinhaltete Saugen, Wischen, Betten der Kinder machen und Wäsche waschen und zusammenlegen-eigentlich nicht mehr als man es in der eigenen Wohnung auch machen würde. Danach hatte ich oft noch genug Zeit, um mich mit Freundinnen zu treffen, an den Strand zu gehen (nur 10 Minuten entfernt) oder beim Joggen den Kopf frei zu bekommen und neue Energie zu tanken. Nachmittags habe ich meine Kleinen dann von der Schule abgeholt und an einigen Tagen zu ihrem Sport Martial Arts gefahren. Da meine ganze Gastfamilie in diesem Verein war, konnte ich auch kostenlos mittrainieren. Die Möglichkeit beim Familiensport mitzumachen, hat mir nicht nur das Gefühl geben ein Teil der Familie zu sein, ich habe im Training auch viele Australier kennenlernen können und mich als Teil des australischen Lifestyles gefühlt. Natürlich habe ich aber nicht nur „Taxi“ für meine Gastkinder gespielt. Wir haben in ihrer Freizeit auch sehr viel miteinander unternommen. Wir sind zum Beispiel in einen der zahlreichen Parks in Perth gegangen, haben gebastelt, Karaoke gesungen, uns verkleidet und am allerliebsten sind wir in unseren eigenen Pool gesprungen. In den Ferien der Kinder hatten wir auch Zeit uns mit meiner Freundin und ihren Gastkindern zu treffen oder größere Ausflüge wie einen Besuch im Zoo zu machen. An diesen Tagen hat sich Au Pair sein oft gar nicht wie ein Job angefühlt. Außerdem gab es nichts besseres als am Ende des Tages zu hören, wie die Kleinen ihren Eltern erzählen, dass heute der „best day ever“ war. Allerdings sollten man als zukünftiges Au Pair nicht die Illusion haben, 24/7 nur Püppchen zu basteln und harmonisch im Park zu spielen. Auch Gastkinder können einen manchmal (wie jedes andere Kind auch) an den Rand der Verzweiflung jagen und dir den letzten Nerv rauben. Doch am Ende hatte jeder schwierige Tag immer einen Moment, der einem gezeigt hat, dass die Entscheidung Au Pair zu werden die absolut richtige war. Vor allem wenn man abends mit den Kleinen auf dem Sofa kuschelt und Gute-Nacht-Geschichten vorliest, um dann mit einem „Good night Anna, love you“ belohnt zu werden. Und ja, in solchen Momenten hätte ich sie am liebsten eingepackt und mit nach Deutschland genommen.
Neben meinem Job als Au Pair, habe ich in meiner Freizeit auch viel Zeit zum Erkunden Perths und Umgebung gehabt. Da es in Perth sehr viele Au Pairs gibt, war ich dabei auch selten allein unterwegs und kann mich für so manche entstandene Freundschaft kaum glücklicher schätzen. Wenn ich nun auf meine Zeit zurückblicke, war meine Au Pair Zeit wie ein riesengroßes Abenteuer. Mit jeder Menge Tiefen und doppelt so vieler Höhen, die mich um so viele Erfahrungen bereichert haben. Meine Au Pair Zeit hat mich verändert, mich mutiger gemacht und auch ein Stück erwachsener. Das allerwertvollste ist jedoch, dass ich am anderen Ende der Welt immer ein Stück Zuhause haben werden. Und auch nach 2 Monaten werde ich ganz wehmütig wenn ich eine „I miss you so much“-Nachricht von meinem Gastkind bekomme. Aber genau dafür habe ich mich ja vor 8 Monaten auf die Reise begeben und ich bin unglaublich froh, diese Entscheidung getroffen zu haben.