Kia Ora!
Mein Name ist Adrienne und ich bin 19 Jahre alt.
Seit Juli lebe ich in Auckland und arbeite als Au-Pair.
Es war nicht immer einfach und ich hatte um ehrlich zu sein keinen einfachen Start, aber es zählt was man hier lernt über sich selbst und weit darüber hinaus. Ich war gerade 18 Jahre alt, als ich mich für ein Au-Pair Jahr bewarb. Es war die Zeit kurz vor meinem Abitur. Insgeheim hatte ich diese träumerischen Vorstellungen wie schön es ist mit einer fremden Familie im wunderschönen Neuseeland zu leben und auf deren Kindern aufzupassen.
Die Realität sieht leider immer etwas anders aus und man sollte sich gleich zu Anfang fragen, ob man wirklich dazu gemacht ist auf Kinder aufzupassen und in seinem Alter mit Problemen konfrontiert zu werden, die sonst nur den Eltern schlaflose Nächte bereiten. Ob das Kind nun genug gegessen hat, wie viele Windeln in den vergangenen Stunden gewechselt wurden (es werden viele sein=D ) warum es denn plötzlich so still ist. TIPP: Immer mal nachsehen ob das Kind keinen Blödsinn anstellt. Schlaflose Abende weil man sich sicher ist, irgendwas hat man vergessen.
Au-Pair zu sein bedeutet nicht als einzige erwachsene Person im Haus zu sein und es sich gemütlich zu machen, wie man es als Babysitter gewöhnt war. Au-Pair sein ist auch nicht nur das auf Kinder aufpassen, wenn diese schlafen. Ein Au-Pair zu sein ist ein Job, der einem viel Spaß bringen kann, aber auch anstrengend ist. So einfach es manchmal auch aussieht und klingt. Eine vierköpfige Kinderbande in ein Auto zu bekommen, dauert meistens länger als erwartet (immer 5-10 Minuten mehr einplanen) Von : “Ich muss nochmal aufs Klo“; „Das ist das falsche T-Shirt“; „Ich will aber einen Film schauen!“ bis hin zu :“ Mein Lieblingsspielzeug ist unauffindbar!“ ist alles dabei.
Kinder sind nicht immer lieb, sie streiten sich mit ihren Geschwistern, werden zu Teenagern, wenn sie schon etwas älter sind oder fangen an Trotzanfälle zu bekommen. Trotzdem kann man mit ihnen viele schöne Momente erleben und Kinder lehren uns Älteren oft so viel übers Leben. Ich habe immer gesagt ich möchte mich nicht in die Kinder verlieben, aber trotzdem Teil einer Familie sein. Man kann es aber auch nicht verhindern sich in die Kinder zu verlieben. Es passiert mit der Zeit und ganz von selbst, auch wenn sie manchmal noch so nervig sind oder uns den letzten Nerv rauben. Der gelegentliche Kuschel von den Kleinen bis hin zu „Ich hab dich lieb!“, kann einem nach dem langen Tag und einer Menge Ärger mit den Kleinen wieder ein Lächeln ins Gesicht zaubern.
Ich arbeite jetzt (nach einem Familienwechsel) für eine wunderbare Familie mit 4 super tollen Jungs, die auch mal ihre Phasen haben und einem doch immer zum Lachen bringen, obwohl man gefühlsmäßig eigentlich keinen Grund dafür hat. Jeder von ihnen ist anders und besonders und dadurch ergänzen sie sich alle. Ich bin wie ihre große Schwester, die immer ein offenes Ohr hat, Hausaufgaben mit ihnen macht und immer für ein Spiel oder eine neue Idee da ist. Viele denken wie schwer es sein muss auf 4 Kinder aufzupassen, aber ich kann aus eigener Erfahrung sagen, dass das oft noch leichter ist als auf 2 Kinder mit unterschiedlichem Geschlecht und Interessen aufzupassen.
Ein Jahr ans andere Ende zu reisen und dort zu leben klingt für viele wie ein Traum, was es auch in gewisser Weise ist, aber auch hier holt einen der Alltag irgendwann ein.
Mein Jahr ist nun fast zu Ende und ich habe vieles fürs Leben gelernt. Ich habe Freundschaften geschlossen und viele Orte gesehen, sowie vieles erlebt, was mir immer im Gedächtnis bleiben wird.
Man darf Fehler machen, denn aus ihnen lernt man und auch wenn es mal nicht so läuft wie man es sich vorgestellt hat, ist es nicht schlimm zu sagen ich muss gehen, um glücklicher zu werden. Gerade die Situation in der Gastfamilie sollte so sein, dass man dort mit Freude seinen Aufenthalt verbringen möchte. Wenn es persönlich nicht passt, dann passt es nicht und ist auch niemandes Schuld. Neuseeland selbst ist eins der schönsten Länder, dass ich bis jetzt gesehen habe und ich war bisher in mehr als 14 Ländern. Neuseeland bietet eine Bandbreite an spektakulärer Natur von Regenwald, über Sandstrand bis hin zu Vulkanen. Auch das Bild über die grünen Hügel und Schafe wird bestätigt. Es ist Tolkiens Mittelerde wie er sie beschrieben hat, war er doch nie am anderen Ende der Welt- Rollende Hügel, Scharfe Bergspitzen und einem Fluss um jede Ecke. Also folgt dem Gedicht und lasst euch treiben wo euch eure Füße hintragen. Entscheidet euch für unbekannte Wege. Neuseeland überrascht einen dort, wo man es nie erwartet hätte.
Für jeden gibt es was zu erleben von Bungee-Sprung bis Schwimmen mit Delfinen. Von Tagestrips bis wochenlangem Reisen. Von Regen, über Hagel und Sonnenschein. Es ist kein Scherz wenn man sagt: All four seasons in one day. Ich kann es nur empfehlen ans andere Ende zu gehen, um Neues zu erleben, vieles über sich selbst zu lernen und eine tolle Zeit zu erleben und als völlig anderer Mensch wieder zurück zu kommen. Ich hoffe ich konnte euch bei eurer Entscheidung etwas weiterhelfen. Adrienne